50-jähriges Vereinsjubiläum – nicht nur ein Rückblick
DER „WILDE HAUFEN“
Am Anfang im Jahr 1961 war es nur ein „Wilder Haufen“, wenn man auf die Ursprünge des Fischens in unseren Gewässern zurückblickt. Vor dem Jahr 1961 waren die Pächter des Gewässers für einen Jahresbeitrag von damals 60,– DM Georg Müller und Adam Dresel aus Greiendorf.
1961 stand das Gewässer dann wieder zur Neuverpachtung an und eine Interessengemeinschaft aus ansässigen passionierten Fischern versuchte, sich das Gewässer zu sichern. Beim festgesetzten Termin der Verpachtung musste die Pacht in voller Höhe bar bezahlt werden. Als bei diesem Termin jedoch ein gewisser Josef Haeger aufstand und aus einer Geldrolle insgesamt 950,– DM auf den Tisch blätterte, musste die Interessengemeinschaft passen. Die Pacht ging somit an Josef Haeger, seines Zeichens Techniker bei der Weberei Schurr in Höchstadt und aus dem Raum Starnberg stammend. Dieser hatte jedoch nicht vor, das ganze Gewässer alleine zu befischen, sondern wollte allen, die Interesse an der Fischerei hatten, auch die Möglichkeit geben, ihrer Passion nachzugehen.
Und so entstand der sogenannte „Wilde Haufen“ mit den folgenden Mitgliedern der 1. Stunde: Kurt Adami, Edgar Bauer, Hans Bessler, Herr Derres, Ernst Dotzauer, Hans Dresel, Kaspar Dresel, Josef Haeger, Herbert Kaspar, Baptist Schlagenhaft, Adam Schwandner und Christoph Volland
Jeder hatte am Anfang einen Jahresbeitrag von 60,– DM (!) zu berappen. Im Verhältnis der Kaufkraft von damals zu heute eine ungleich höhere Summe als der derzeitige Jahresbeitrag.
Durch Mundpropaganda und durch Anzeigen in regionalen Zeitungen wurden weitere Mitglieder gesucht, um hier konsequent den Grundstein für die Gründung des späteren Vereins zu legen.
Es gab sogar ein Vereinslokal. In der Garage von Karl Dresel wurde dieses eingerichtet. Der Boden wurde mit einem Teppich versehen und die Wand mit einem zünftigem Fischerbild geschmückt. Hier war der wöchentliche Treffpunkt zum Kartenspielen und hier wanderte auch so mancher Fisch durch die hungrigen Mägen des „Wilden Haufens“.
Kameradschaft wurde großgeschrieben und das gesellige Leben verband sich mit der Liebe zur Natur und zum Angeln.
Die Interessengemeinschaft wuchs und eines Tages war man auf der Schwelle zur Vereinsgründung ….
DIE VEREINSGRÜNDUNG
Im Jahr 1971 war es dann soweit: Der Verein wurde aus der Taufe gehoben.
Die Gründe dafür waren vielfältig:
Auf der einen Seite drängte der Fischereiverband die immer weiter anwachsende Zahl der Petrijünger dazu, sich in Form eines Vereins ordnungsgemäß zu organisieren und dem Verband beizutreten. Auf der anderen Seite kam dazu, dass der ursprüngliche Pächter des Gewässers, Josef Haeger, irgendwie das Interesse an unseren Gewässern verlor.
Es war also Handeln angesagt. Eine Gründungsversammlung wurde mit folgenden Teilnehmern einberufen: Werner Ackermann, Hans Beßler, Hans Dresel, Karl Dresel, Kaspar Dresel, Adolf Faßbender, Otto Lehmann, Heinrich Meier, Kurt Müller, Otto Müller, Helmut Pfannmüller, Adam Schwandner, Erwin Uebler und Fritz Zenkel
Von links nach rechts – obere Reihe
Otto Müller, Hans Beßler, Werner Ackermann, Kurt Müller, Kaspar Dresel (Gründungsvater unseres Vereins), Adolf Fassbänder, Dr. Christoph Maier (Vorsitzender Fischereiverband Mittelfranken), Sebastian Raber, Hansi Dresel, Paul Stummer, Karl Dresel, Fritz Zenkel und Erwin Übler
Von links nach rechts – untere Reihe
Hans Dresel, Adam Schwandner, Heinrich Meier, Adam Dresel und Christoph Volland
Ordnungsgemäß wurde eine Satzung beschlossen und Kaspar Dresel, der bis dahin zusammen mit Hans Dresel die Geschicke der Interessengemeinschaft geleitet hatte, stellte sich als 1. Vorstand zur Verfügung. Vom Landratsamt Höchstadt bekam man vom damaligem Regierungsrat Königstein die schriftliche Erlaubnis zur Ausgabe von 28 Jahreserlaubnisscheinen, 50 Tageskarten, 10 Wochen- und 5 Monatskarten.
Ort der Vereinsgründung war Sterpersdorf, das bis zur Gebietsreform im Jahr 1978 eine eigenständige Gemeinde war. Als Nebenprodukt der Gebietsreform fielen wir dann 1978 gemeinsam mit Sterpersdorf an Höchstadt.
KASPAR DRESEL UND SEIN FISCHEREIVEREIN
Der Name und die Entwicklungsgeschichte unseres Vereins ist untrennbar mit dem Namen von Kaspar Dresel verbunden.
Leider ist unser Vereinskollege Kaspar viel zu früh im Sommer 1994 von uns gegangen. Zuvor hatte er sich über 25 Jahre hinweg in vorbildlicher und aufopferungsvoller Weise um den „Wilden Haufen“ und später als 1. Vorstand um den 1971 gegründeten Verein gekümmert. Seine Leidenschaft für das Fischen war mindestens ebenso groß wie seine Sorge für den Verein. Er tat weit mehr, als ein Verein von seinem 1. Vorstand erwarten konnte und hat in diesem Sinne für seine Nachfolger die Messlatte sehr hoch gelegt.
Es kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass der Verein heute nicht da stünde, wo er jetzt steht, wenn es Kaspar Dresel nicht gegeben hätte. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass er von seiner Ehefrau Sophie nach Kräften bestärkt und unterstützt wurde.
Kaspar übergab den „Garten“ des Vereins wohlbestellt, was uns jedoch über seinen allzu frühen Tod nur schwer hinwegzutrösten vermag. Wir wünschen ihm, dass der Herr es ihm erlauben möge, in den ewigen Fischgründen auch weiterhin seiner Leidenschaft nachzugehen. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.
DIE VEREINSAKTIVITÄTEN
Geht es bei einem Angelverein wirklich nur ums Angeln?
Natürlich liegt der Ursprung des Vereins in der Liebe zur Fischwaid. Jedoch haben die Verantwortlichen unseres Vereins in mindestens ebensolchem Maße schon immer Wert auf die Liebe zur Natur, die Pflege der uns anvertrauten Gewässer und vor allem die Pflege des geselligen Vereinslebens gelegt, was auch in unserer Vereinssatzung in dieser Form niedergeschrieben ist.
Von Anfang an richtete unser Verein für seine Mitglieder die verschiedensten Veranstaltungen aus.
Diese Veranstaltungen lassen sich größtenteils in der heutigen Zeit wiederfinden. Eine kurze Revue unserer Vereinsaktivitäten sieht wie folgt aus:
Zum traditionellen Anfischen am Ostermontag findet ein erster „Gewässertest“ statt.
Beim „Kaspar Dresel-Gedächtnisfischen“ im Mai, welches in Gedenken an unseren Gründungsvater abgehalten wird, werden dann oftmals schon ganz ansehnliche Fische gefangen.
Ebenfalls meist im Mai versuchen wir mit dem Waller-Fischen dem Waller – einer invasiven Fischart – mit einem gezielten Hegefischen „Herr“ zu werden. Man kann sich sicherlich auch als Laie gut vorstellen, dass dieser Fisch mit seinen mehr als zwei Metern Länge und seiner „räuberischen“ Lebensweise einiges an Fischen für sein Wachstum benötigt.
Meistens Mitte Juni findet dann das Hegefischen mit dem Fischereiverein Höchstadt statt. An diesem Termin bemüht man sich nach Kräften und unter Zuhilfenahme aller anglerischen „Klimmzüge“, den ausgelobten Wanderpokal regelmäßig „heimzuholen“.
Anfang August findet dann der Höhepunkt des Jahres statt: Das Fischerfest.
Bei dieser Veranstaltung werden unter dem aufopferungsvollen Einsatz der vielen Helfer dem Gast vielfältige kulinarische Köstlichkeiten – wie Schlachtschüssel, „Kaffee und Kuchen“, Gegrilltes und Fischspezialitäten – geboten.
Höhepunkt der gesamten Veranstaltung ist das Hegefischen. Viele Fischer nehmen dafür auch eine sehr weite Anreise in Kauf, da sie nicht nur unsere Gastfreundschaft, sondern auch die Qualität unseres Gewässers zu schätzen wissen.
Regelmäßig in den Sommerferien veranstalten wir ein Schnupperangeln für Kinder und Jugendliche. Dabei soll interessierten Kindern und Jugendlichen das Angeln nähergebracht werden. Jedem Schnupperangler teilen wir dabei einen erfahrenen Angler aus unserem Verein als „Paten“ zu, der den potentiellen Nachwuchsangler dann bestens betreut.
Manchmal Ende Juli, aber auch oft erst im September findet dann das Königsfischen statt. Der Sieger wird mit der Königskette des Vereins dekoriert und darf dann unseren Verein beim Fischen der Königsfischer des Mittelfränkischen Fischereiverbandes würdig vertreten.
Beim letzten Fischertermin im Jahr geht es dann Anfang September auf Raubfische, wie Hecht, Zander, Barsch und Waller.
Das Jahr ist damit noch nicht vorüber. Im Dezember trifft sich der Verein zur Weihnachtsfeier im Gasthaus „zur Sonne“ in Lonnerstadt. Es ist eine Feier für die ganze Familie und diese ist so gut besucht, dass der Platz im Saal meistens gerade noch ausreicht.
Schlussendlich soll noch angemerkt werden, dass verschiedene Mitglieder unseres Vereins über das ganze Jahr hin bei Fischen benachbarter und befreundeter Vereine teilnehmen und dort unseren Verein würdig vertreten. Selbstverständlich beteiligt sich unser Verein auch offiziell an Jubiläen befreundeter und benachbarter Vereine und es wird fast jedes Jahr an verschiedenen Festumzügen teilgenommen.
Aus dieser gesamten Zusammenstellung kann man leicht erkennen, dass das Fischen in unserem Verein die eine Sache, der gesellschaftliche Aspekt jedoch genauso wichtig ist und auch weiterhin in diesem Sinne gepflegt wird.
DIE GEWÄSSERPFLEGE
Die Möglichkeit, ein Gewässer befischen zu können, bedeutet auch eine große Verantwortung für dieses zu tragen.
In erster Linie ist hier der alljährliche Fischbesatz zu nennen. In den letzten Jahrzehnten wurde beim Besatz allerdings weniger Wert auf den Einsatz von fangfähigen Fischen gelegt wird. Vielmehr soll durch den Besatz sichergestellt werden, dass sich in dem Gewässer eine möglichst vielfältige und standortgerechte Artenvielfalt entwickeln kann.
Es werden Fischarten wie z.B. die Nasen, Rutten, Aale, Bitterlinge und Barben im Rahmen des Artenhilfsprogrammes besetzt, die früher in der Aisch zahlreich heimisch waren, jedoch durch frühere Verunreinigungen des Gewässers oder Fraßdruck von Kormoranen ihren angestammten Lebensraum verloren haben.
Zu erwähnen sind noch der Umwelttag „Ramadama“ und der Umweltschutztag des Mittelfränkischen Fischereiverbandes, an denen die Aisch sowie die Straßen- und Wiesengräben systematisch von unseren Mitgliedern begangen werden und der Müll, der sich im Laufe des Jahres angesammelt hat, eingesammelt und die Natur so von den Überresten der Zivilisation gesäubert wird.
Mehrmals im Jahr haben wir an der Aisch mehr oder minder starke Hochwässer. Danach ist es nötig, dass sämtliche Gräben und Senken im Überflutungsbereich abgesucht und die dort zurückgebliebenen Fische wieder zurück in die Aisch gebracht werden.
Aber auch außergewöhnliche Aktionen müssen manchmal von unseren Mitgliedern unternommen werden, um die Fische unserer Gewässer zu retten. Im Jahr 2016 brach die „Schütz“ der Wehr in Sterpersdorf. Die Fische im Oberlauf drohten an Sauerstoffmangel zu verenden, da sich das gesamte Wasservolumen schlagartig verringerte.
Kurzerhand fassten sich drei Mitglieder unseres Vereins ein Herz und reparierten in einer „abenteuerlichen“ Aktion die Wehr, so dass das Wasser im Oberlauf wieder normal staute.
Anmerkung: Die ganze Aktion erfolgte natürlich in enger Absprache mit dem Eigentümer und dem Wasserwirtschaftsamt.
DIE ENTWICKLUNG
Wie bereits im obigen Text erwähnt, übernahm Gründungsvater Kaspar Dresel von 1971 bis 1994 den Vereinsvorsitz in unserem Verein. Ihm folgte dann im Jahr 1994 Gerd Ploner als 1. Vorstand und von 1999 bis 2013 wurde unser Verein von Christian Höps geleitet. Heute werden die Geschicke unseres Vereins von Johannes Lang bestimmt, der seit Februar 2013 als 1. Vorstand im Amt ist.
Seit der Vereinsgründung hat sich unser Verein dank des großen Einsatzes aller Verantwortlichen stetig weiterentwickelt und so stehen unseren Mitgliedern heute neben Fließgewässern, der Aisch und der Weisach, auch Angelweiher in Ailersbach, Fetzelhofen und Schornweisach zur Ausübung ihrer Passion zur Verfügung.
Aber auch die Digitalisierung ist an unserem Verein nicht spurlos vorüber gegangen. Natürlich haben wir eine Homepage (https://anglerfreunde-greiendorf.de/) auf der über viele unserer Aktivitäten berichtet wird.
Auch ein kleines Forum wird von unserem Verein betrieben, sodass beispielsweise unsere Mitglieder die Möglichkeit haben, Arbeitsdienste für das gesamte Jahr im Voraus zu planen und zu buchen. Dort werden auch Informationen von Verbänden, Gesetzesänderungen und wichtige Vereinsinformationen wie unsere Kassenberichte, Vorstandsberichte, Berichte von Kontrolleuren sowie Gewässer- und Jugendwarten unseren Mitgliedern zugänglich gemacht.
Nicht nur die Art und Weise der Kommunikation hat sich im Laufe der Zeit geändert. Auch die Angelmethoden unterlagen oft signifikanten Veränderungen. Von der einfachen Angelrute, die man mit einem „Schwimmer“, Haken und Wurm versehen hat, sind wir mittlerweile „Lichtjahre“ entfernt. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich Angelmethoden herausgebildet, die ein „Zielfisch“-bezogenes Angeln ermöglichen.
Da wird mit Drop-Shot-Montagen auf Barsch geangelt, mit Spoons auf Forelle, mit Chatterbaits auf Hecht und mit Cat-Balls auf Waller.
Egal welche Angeltechniken wir als Angler als unsere Lieblingstechnik entdeckt haben, eines ist uns allerdings in den vielen Jahren geblieben – die Liebe zu den Fischen und zur Natur.
EIN AUSBLICK …
Wie wird der Weg des Vereins in der Zukunft aussehen?
Wie wird sich die Angelfischerei weiterentwickeln?
Welchen Stellenwert werden Vereine in der Gesellschaft haben?
Das alles sind Fragen, die sich die heutige Vereinsführung rechtzeitig stellen muss. Dies vor allem in einer Zeit, in der das einzig Beständige die Veränderung zu sein scheint.
Der Grundstein wurde vor mehr als 50 Jahren gelegt. Heute besteht die Aufgabe darin, dieses Erbe und Vermächtnis zu bewahren und vor allem im Sinne der Mitglieder und auch der gesamten Gesellschaft weiterzuentwickeln.
Unser Hauptaugenmerk sollte unseren Kindern und Jugendlichen gelten. Unsere Pflicht muss es sein, unseren Nachwuchs an einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur heranzuführen und auch im sozialen Zusammenleben Verantwortung zu übernehmen. Gerade im Verein kann man am ehesten erfahren, dass ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten mehr ist als nur die Summe der Einzelteile.
Anbei noch der Link zum Download des Dokuments: